Loverboy-Methode

Stellungnahme zur Verfassungsbeschwerde von 2 Freiern gegen den § 232a Abs. 6 S. 2 StGB

Zwei Freier, unterstützt durch den BSD, haben am 02.06.2022 eine Verfassungsbeschwerde eingereicht.

Fragt sich nun noch gegen was genau.

Auf der Homepage steht:

Wir unterstützen daher mit dieser Kampagne die Verfassungsbeschwerde zweier Kunden gegen die Verschärfung der „Freierstrafbarkeit“ in § 232a Abs. 6 Satz 2 StGB beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

Mit der neuen Verschärfung meinen sie die Strafbarkeit der Freier im § 232a Abs. 6 S. 2 StGB. Danach muss Freiern, die Opfer von Menschenhandel oder Zwangsprostitution „in Anspruch nehmen“, kein Vorsatz mehr nachgewiesen werden. Eine leichtfertige Begehung genügt, um sich strafbar zu machen:

Auf deren Homepage ist allerdings der komplette § 232a Abs. 6 StGB durchgestrichen:

Ob die Freier nun wollen, dass allein die Strafbarkeit der leichtfertigen Begehungsweise als verfassungswidrig anerkannt wird oder gleich die komplette Freierstrafbarkeit: Es ist sowas von geschmacklos und ignorant, gegen diese Regelung, die keine generelle Freierbestrafung vorsieht, sondern nur eine Freierbestrafung von Freiern, die MENSCHENHANDELSOPFER oder ZWANGSPROSTITUIERTE vorsätzlich oder leichtfertig in Anspruch nehmen, anzugehen.

Anstatt einzusehen, dass es wichtig und nötig ist, sich abzusichern, dass man kein Menschenhandelsopfer oder eine Zwangsprostituierte vor sich hat und wenn man sich nicht sicher ist, ob man leichtfertig handelt und möglicherweise ein Opfer vor sich hat, weil die Situation komisch ist, lieber einfach zu gehen, besitzen diese Freier hier auch noch die Dreistigkeit Verfassungsbeschwerde gegen ein Schutzgesetz für Opfer von schwersten Straftaten einzulegen. Weil es ihr geglaubtes Recht auf Sex stört? Weil sie dann nicht mehr so unbekümmert das tun können, was sie in Freierforen alles ablassen?

So weit sind wir schon in Deutschland. So sicher fühlen sich Freier in Deutschland. So sicher, dass sie denken, ungestraft „Sex“ mit einer Frau haben zu können, von der sie leichtfertig verkannt haben, dass sie Menschenhandelsopfer oder Zwangsprostituierte ist. Ich habe dafür keine Worte mehr.

Dann heißt es noch auf der Homepage:

Durch die Einführung des unbestimmten Rechtsbegriffes und Straftatbestandes der „Leichtfertigkeit“ wird eine höchst bedenkliche Formulierung verankert. Diese ist mit dem Art. 103 Abs. 2 GG unvereinbar.

Ich weiß ja nicht, ob die Anwälte der Beschwerdeführer das StGB kennen, aber der Begriff der Leichtfertigkeit kommt dort öfter vor und ist sicherlich keine „höchst bedenkliche Formulierung“.

Ich lege sogar noch eins oben drauf:

Neben der Möglichkeit, im StGB auch Fahrlässigkeit für eine Strafbarkeit ausreichen zu lassen, hätte der Gesetzgeber theoretisch auch die Möglichkeit gehabt, die Umstände der Zwangslage und die Opfersituation als sog. objektive Bedingung der Strafbarkeit festzulegen und die Freier auch ganz ohne Vorliegen von Fahrlässigkeit, Leichtfertigkeit oder Vorsatz zu bestrafen:

Im Ergebnis und insbesondere wegen der möglichen „Abschreckungsfunktion“ des Tatbestandes sowie zur Reduzierung der Nachfrage wäre es wünschenswert gewesen, noch weitergehend (allgemein) Fahrlässigkeit zum besseren Schutz der Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution genügen zu lassen oder – noch extensiver – den Umstand der Zwangslage und der Opfersituation als objektive Bedingung der Strafbarkeit auszugestalten. In letzterem Fall müsste dann nur (objektiv) das Vorliegen der Zwangslage des Opfers bewiesen werden, auf einen dementsprechenden Vorsatz oder eine Fahrlässigkeit des Täters käme es nicht mehr an. Es würde genügen, dass er hinsichtlich des Kaufes der sexuellen Dienstleistung vorsätzlich handelt. Das würde die Strafverfolgung, die im Bereich Menschenhandel ohnehin schon rudimentär genug ist, deutlich vereinfachen und möglicherweise den Freier davon abhalten, Menschenhandelsopfer bzw. Zwangsprostituierte weiter zu „benutzen“ und ihn dazu anhalten, sich im Zweifelsfalle lieber eine andere Dienstleisterin auszusuchen bzw. ihn gar dazu veranlassen positiv festzustellen, dass die Prostituierte eben nicht unter Zwang „arbeitet“.“ (vgl. Dr. Julia Bosch – Freierstrafbarkeit – Quo Vadis?, KriPoZ 5 | 2021, S. 299)

Oder:

Es wird somit vorgeschlagen, dass der Umstand, dass das Opfer infolge eines Menschenhandels rekrutiert oder aufgrund einer Zwangsprostitution veranlasst wurde, als objektive Bedingung der Strafbarkeit ausgestaltet wird. Somit entfällt die Nachweisproblematik der inneren Tatseite und dem Tatbestand kann – insbesondere im Vergleich zu den Normen des Sexualstrafrechts – Eigenständigkeit zugesprochen werden.“ (vgl. Dr. Oliver Ofosu-Ayeh, § 232a Abs. 6 StGB: Die Umsetzung der Freierstrafbarkeit, ZJS 2/2020, S. 111).

Vgl. auch das Papier der OSZE zu den verschiedenen Formen der Kriminalisierung der Nachfrage, u.a. auch der Kriminalisierung der Nachfrage als quasi objektive Bedingung der Strafbarkeit: Criminalizing the use of all trafficking victims (strict liability), https://www.osce.org/cthb/489388, p. 39 ff.

Und der BSD, der u.a. Bordellbetreiberverband, der ja nach eigener Aussage auch für die Rechte von prostituierten Menschen eintritt und immer wieder als Sachverständiger auftritt (während er u.a. solche Videos dreht: https://www.youtube.com/watch?v=XDK154ih4pg&t=4s), unterstützt diese Verfassungsbeschwerde natürlich. Wundern tut mich das nach allem nicht.

Verkauft wird die Verfassungsbeschwerde auf der oben angegebenen Homepage dann so:

Mit dem heimlich, zu nächtlicher Stunde verabschiedeten Gesetz wird der Teil der Bevölkerung, der sexuelle Dienstleistungen beansprucht, unter Generalverdacht gestellt und kriminalisiert.

Also der Teil der Bevölkerung, der leichtfertig „Sex“ mit einem Menschenhandelsopfer oder einer Zwangsprostituierten hat, wird unter „Generalverdacht“ gestellt und auf der genannten Homepage quasi bemitleidet?

Wer leichtfertig am schweren Missbrauch dieser Menschen, allermeist Frauen, mitmacht, die davon sehr oft jahrelang oder auch ihr ganzes Leben schwer traumatisiert sind, der hat noch eine verdammt viel höhere Strafe verdient, als unser Gesetz momentan vorsieht. Es ist richtig und unausweichlich nötig, dass solche Menschen, Freier, kriminalisiert werden, wenn sie so etwas tun. Und es ist richtig, dass sie dabei eigens als Täterkategorie benannt werden.

Diese Verfassungsbeschwerde ist nicht nur armselig, sondern zeigt den Wolf im Schafspelz.

Damit haben diese Menschen mal wieder gezeigt, aus welchem Holz sie geschnitzt sind und auf welcher Seite sie stehen.

Das Ergebnis der Verfassungsbeschwerde wird (meiner Einschätzung nach – alles andere wäre ein Armutszeugnis für dieses Land) folgendermaßen lauten:

Die Verfassungsbeschwerde ist zulässig (falls die Anwälte das diesmal hinbekommen haben, ich erinnere nur an Dona Carmens Verfassungsbeschwerde, die schon nicht einmal zulässig war), aber unbegründet.

Beitrag in Trauma-Zeitschrift „Asanger“

Mir ist das Thema Trauma rund um Menschenhandel und Prostitution sehr wichtig. Ich versuche immer wieder darauf aufmerksam zu machen. Viele meiner Gedanken dazu sind nun in einem Beitrag der Zeitschrift „Trauma – Zeitschrift für Psychotraumatologie und ihre Anwendungen“ des Verlags Asanger“ in das Heft 2-2022 aufgenommen worden. Vielen Dank an den Verlag sowie speziell den Verantwortlichen dieses Hefts und auch an alle Menschen, die zuhören und sich damit beschäftigen, um die Lage von Betroffenen stetig verbessern zu können. Danke auch dem Verlag, dass ich meinen Beitrag aus dem Heft für meine Aufklärungsarbeit veröffentlichen darf! (weiter unten könnt ihr ihn ansehen/downloaden)

Das ganze Schwerpunktheft mit dem Titel „Organisierte sexuelle Gewalt“ von Juni 2022 könnt ihr unter folgendem Link erwerben: https://www.asanger.de/zeitschriftzppm/themenhefte/2022/heft-2-2022.php

Die Beschreibung des Hefts lautet:

Themenschwerpunkt: Organisierte sexuelle Gewalt (Hrsg. Claudia Igney). Organisierte sexuelle Gewalt und Ausbeutung hat viele Gesichter. Unterstützung und Hilfe für Betroffene beim Ausstieg aus den Gewaltstrukturen und für den Aufbau eines gewaltfrei(er)en Lebens sind ebenso vielfältig. Das vorliegende Themenheft möchte einen Einblick in diese Arbeitsfelder geben und zur fachlichen Diskussion anregen. Mit einem Überblick über verschiedene Formen organisierter sexueller Gewalt, deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede, über die Lebensrealität von Frauen in der „legalen“ Prostitution und Zwangsprostitution, über die Beratungsangebote bei organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt für Betroffene, deren soziales Umfeld und psychosoziale Fachkräfte sowie über sexualisierte Gewalt mittels digitaler Medien.

Nachfolgend könnt ihr meinen Beitrag lesen:

Umfrage

Hallo liebe Menschen da draußen 🙂

Macht bitte bei dieser Umfrage in einem Zeitungsartikel über mich mit 🙏

In letzter Zeit bin ich wieder viel mit Nürnberg konfrontiert. Es ist jetzt ein Artikel bei inFranken.de erschienen und zwar mit der Live-Umfrage:

„Sollten Bordellbetreiber als Kriminelle gelten?“

Bis jetzt wollen über 50 %, dass Bordellbetreiber als Kriminelle gelten. Die meisten Abstimmenden werden wohl leider kein Hintergrundwissen haben, wie sehr Bordellbetreiber oft in die Kriminalität verwickelt sind. Beim „liberalen“ Franken wundert es mich schon fast, dass überhaupt über 50 % für eine Kriminalisierung der Betreiber sind.

Bitte macht mit und stimmt ab!

Hier geht es zum Artikel: https://www.infranken.de/lk/nuernberg/nuernberg-menschenhaendler-zwang-junge-frau-in-bordell-hoelle-heute-kaempft-sie-gegen-prostitution-art-5448875

Nürnberg: 1-stündiger Podcast mit mir – über die Frauentormauer, Freier und Freiwilligkeit

Ich habe bei einem Podcast aus Nürnberg mitgemacht, der unter dem Dach des Verlags Nürnberger Presse entsteht, zu dem auch die Nürnberger Nachrichten und nordbayern.de gehören. Über 1 Stunde Platz wurde mir da eingeräumt. Am Anfang hatte ich Zweifel, ob ich zu diesem Podcast zusagen soll. Diese Stadt bereitet mir auch heute noch Bauchschmerzen. Gerade deswegen war mir das Gespräch aber auch wichtig. Menschen sollen vermehrt hören und sehen, was unter anderem auf öffentlichen Straßen an der Nürnberger Frauentormauer geschieht:

Verbrechen an Menschen, an Frauen, an den schwächsten und vulnerabelsten dieser Gesellschaft.

Ich bin müde es immer und immer wieder wiederholen zu müssen, aber was ist meine Müdigkeit gegen das, was die Frauen da durchmachen müssen (auch wenn sie es selbst meist noch nicht äußern können, weil sie es nicht äußern dürfen)? Nichts. Ich muss hier auf die Repeat-Taste drücken, ich sehe mich in der Verantwortung. Wenn nicht diejenigen reden, die wissen, was dort stattfindet, wer dann? Ich möchte, dass die Lichter des Rotlichts an diesem Ort irgendwann ausgehen – ich möchte natürlich, dass sie überall ausgehen, nicht nur in Nürnberg und den umliegenden Städten, in denen ich war. Und wenn die Lichter ausgehen, wünsche ich mir, dass die Frauentormauer ein Denkmal wird und zwar ein Denkmal der Grausamkeit von Menschen und ein Denkmal davon, wie viele Frauen hier Gewalt erfahren und ihre Seele verloren haben und dabei noch ganz legal in Fenstern zur Schau gestellt wurden. Ein Denkmal, das daran erinnern wird, es nie wieder zuzulassen. Danke an das Podcast-Team, das mir mit dieser Podcast-Folge die Möglichkeit gegeben hat, auch das sichtbarer zu machen, was viele nicht sehen können oder auch nicht sehen wollen.

Aus dem Zeitungsartikel zum Podcast:

In unserem Podcast „heiß & innig“ erzählt Sandra in bewegenden Worten von ihrem Schicksal. Im Gespräch geht es diesmal weder heiß noch innig zu. Sandras Worte bedrücken vielmehr, rütteln aber gleichermaßen auf, denn diese Frau hat zwar Fürchterliches erlebt, aber ganz klare Ziele.

Sandra Norak hat das Abitur nachgeholt, seit einem Jahr das Jurastudium abgeschlossen und will nun Anwältin werden, um ihr Engagement gegen Zwangsprostitution auszuweiten. Sie will aufklären, um zu verhindern, dass es anderen jungen Frauen wie ihr ergehen könnte.

Für Sandra Norak steht fest: Prostitution macht Frauen kaputt, sie lehnt daher den in ihren Augen beschönigenden Begriff „Sexarbeit“ ab. „Das ist nichts, was man menschenwürdig ausüben kann“, sagt sie.

Schuldig machen sich ihr zufolge nicht nur Bordelle und Zuhälter, die die Notlage von Frauen ausnutzen, schuldig mache sich auch der Gesetzgeber mit viel zu laxen Vorgaben. Aber auch an Freier richtet sie im Podcast Worte, die nichts an Deutlichkeit vermissen lassen.

Und was passiert, wenn sie endlich Anwältin ist? „Dann“, sagt Sandra Norak, „werde ich klagen, klagen, klagen.“

Schon jetzt hat sie einen Verbund gegründet, in dem sich Betroffene von Menschenhandel und Ausbeutung organisieren: ge-stac.com

Quelle:

https://www.nordbayern.de/ratgeber/sie-musste-in-nurnberg-anschaffen-heute-kampft-sandra-norak-gegen-zwangsprostitution-1.12072863

https://www.nn.de/leben/sie-musste-in-nurnberg-anschaffen-heute-kampft-sandra-norak-gegen-zwangsprostitution-1.12072863

https://www.fein-raus.de/sie-musste-in-nuernberg-anschaffen-heute-kaempft-sandra-norak-gegen-zwangsprostitution-1c2c2519-08cc-4af2-b10a-42bfa09436e5

Nachfolgend der Podcast auf YouTube zum Anhören (auch in den Zeitungsartikeln ist das Audio zu hören sowie auch bei Spotify):

Film über meine Arbeit in der ARD Mediathek

Foto: Max Kronawitter/IKARUS-Filmproduktion

Wer den Film von Max Kronawitter über meine Arbeit nachgucken möchte, kann das hier tun (aufgrund der Altersbeschränkung muss man sich anmelden):

Ab Herbst kann der Film für Schulen und Bildungsveranstaltungen inkl. von mir erstelltem Material dazu geordert werden. Infos dazu kommen noch.

Gruß nach Passau

Ich habe meinen Studienort geheim gehalten, solange ich am Studieren war. Jetzt ist es aber raus:

Ich habe in Passau Jura studiert und aufgrund des Films von Max Kronawitter über meine Arbeit, der am 8.3.22 um 23:40 Uhr bei ARD ausgestrahlt wird, hat mich die PNP (Passauer Neue Presse) angeschrieben für ein Interview. Dieses erschien gestern in der Samstagsausgabe.

Als ich in Passau an der Uni war, las ich immer wieder Artikel über Prostitution in der Region. Auch über das Eroscenter Platin in Passau, das ein sog. Gütesiegel vom BSD bekommen hat.

Ein Ausschnitt aus dem Artikel der PNP lautet:

Heute besucht Sandra Norak Schulen in ganz Deutschland und klärt über die Gefahren der Prostitution auf. „Es ist ganz wichtig, über Methoden von Menschenhändlern aufzuklären. Es hätte mir damals geholfen, wenn ich von der ,Loverboy‘-Methode gewusst hätte, also dass es Männer gibt, die gezielt nach jungen Mädchen und Frauen suchen, Liebe vortäuschen, eine emotionale Abhängigkeit erzeugen und von Anfang an den Vorsatz haben, die Frau damit in die Prostitution zu treiben und auszubeuten. Als junger Mensch kommt man nicht darauf, dass es so etwas geben könnte.“… Sandra Norak ist sich aus ihren Erfahrungen im Rotlichtmilieu sicher: Die meisten Prostituierten sind Opfer von Menschenhändlern oder Zuhältern. „Manche Frauen werden auch eingesperrt, andere haben keine Zuhälter, aber eine Traumatisierung, wurden zum Beispiel in ihrer Kindheit sexuell missbraucht und kennen es nicht anders. Der Begriff der Freiwilligkeit ist hier ein fragwürdiges Konstrukt, wenn ein Mensch einfach nicht weiß, wie ein Leben ohne Gewalt aussieht.“ Die meisten Freier würden diese Umstände  auch durchaus sehen, nehmen sie aber – wortwörtlich – in Kauf.
Sandra Norak kennt auch die Regeln des Milieus, weiß, wie die Frauen dazu gebracht werden nach außen hin zu vermitteln, dass sie glücklich sind und freiwillig als Prostituierte arbeiten…
Ein großes Anliegen ist der 32-Jährigen, dass  Bordellbetreiber künftig nicht mehr so viel in der Öffentlichkeit zu Wort kommen.  Sie seien Teil der „Ausbeutungsmaschinerie“. Nach Noraks Erfahrungen ist es in den meisten Fällen nicht möglich, dass ein Bordellbetreiber überhaupt genug Frauen für seine Einrichtung findet, ohne dabei auf Kontakte ins Milieu, zu Menschenhändlern und Co. zurückzugreifen. Auch warnt sie davor, den Gütesiegeln für Bordelle zu vertrauen, die vorgeben, die Frauen würden selbstbestimmt und freiwillig in der Prostitution arbeiten. „Keiner außer die Frauen selbst weiß genau,  was die Frauen bewegt, wer oder was dahinter steckt.“  
Die ARD-Dokumentation „Echtes Leben: Vom Bordell ins Jurastudium“  ist am Dienstag, 8. März, um 23.40 Uhr im Ersten zu sehen. Weitere Informationen gibt es unter  www.sandranorak.com bzw. https://ge-stac.com/

Hier geht es zum ganzen Artikel in der PNP:

https://www.pnp.de/lokales/stadt-und-landkreis-passau/passau-stadt/Frueher-Zwangsprostituierte-heute-Juristin-Niederbayerin-berichtet-4251922.html

Ich freue mich über jegliche Menschen in Passau (und natürlich auch woanders), die das Thema nun auch verstärkter in den Blick nehmen.

Wer mal lesen möchte, was Passau für „tolle“ Freier hat, die einfach so über „lustlose“ Frauen drüber rutschen (wobei lustlos ein sehr sichtbares äußerliches Anzeichen davon ist, dass sie – trotz dessen, was sie sagen (muss) – sehr wahrscheinlich nicht möchte, was hier gerade stattfindet, und sie gar vielleicht unter Druck/Zwang steht, was aber im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass Frauen, die gut schauspielern und lächeln – weil sie es müssen – generell ok sind oder ohne Druck/Zwang arbeiten), der lese z.B. das hier:

Offizielle Ankündigung von Ge-STAC: Deutscher Rat von Betroffenen von Menschenhandel und Ausbeutung

Ich möchte zu Anfang meine ganze Solidarität mit den Menschen in der Ukraine bekunden und allen, die helfen und dagegen aufstehen.

Ich möchte zum Zweiten ein Herzensprojekt ankündigen, das gestartet ist:

Es gibt nun

Ge-STAC: Germany’s Survivors of Trafficking and Exploitation Advisory Council:

Deutscher Rat von Betroffenen von Menschenhandel und Ausbeutung

Unsere Eröffnungsveranstaltung wird online via zoom im März stattfinden. Weiteres haben wir auch schon geplant. Genauere Informationen dazu kommen bald.

Die Justitia ohne Augenbinde und mit gerader Waage ist unser Logo, denn wir möchten, dass Gesellschaft, Gesetzgeber und Justiz noch besser hinsehen (mehr dazu auf unserer Homepage: https://ge-stac.com/). Ich hatte eine Idee im Kopf bzgl. dem Logo und Alica, ebenfalls Betroffene von Menschenhandel und Ge-STAC Mitglied, hat es designtechnisch umgesetzt – ich finde, sie hat es großartig gemacht:

Wer sind wir?

Ge-STAC wurde von mir ins Leben gerufen und ist eine Organisation von Betroffenen für Betroffene von Menschenhandel und Ausbeutung.

Alle, die bei uns sind, sprechen und agieren aus gelebter Erfahrung heraus.

Wir haben verschiedene Nationalitäten, wohnen in unterschiedlichen Ländern und waren in Deutschland und/oder in anderen Ländern von Menschenhandel und Ausbeutung betroffen. Unsere Expertise ist vielfältig und länderübergreifend.

Wir sind unabhängig und richten den Blick allein auf das, was uns wichtig ist.

Der spezielle Fokus und die spezielle Expertise von Ge-STAC liegen im Bereich des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und der Ausbeutung in der Prostitution. Unserer Erfahrung nach ist die absolute Mehrheit der in der Prostitution tätigen Personen von sexueller Ausbeutung durch Dritte betroffen (Menschenhändler/Zuhälter). Speziell im Bereich der Prostitution kann sich unseren Einsichten und unseren Erkenntnissen nach eine Ausbeutungslage aber auch durch die Ausnutzung von speziellen Vulnerabilitäten wie Vortraumatisierungen und persönlichen und wirtschaftlichen Zwängen ergeben – durch Sexkäufer/Freier, Bordellbetreiber oder andere Akteure. Wir differenzieren zwischen verschiedenen Bereichen, Stufen und Intensitäten in den unterschiedlichen Formen der Ausbeutung, wir verharmlosen aber keine einzige Form der Ausbeutung. Wir halten es für notwendig, eine angemessene Sprache für das zu verwenden, was wir in diesem System erfahren haben, um keine Form der Gewalt unsichtbar zu machen.

Wir möchten eine große Plattform mit vielen Kooperationen schaffen. Einerseits zur Aufklärung, aber langfristig auch, um Betroffenen helfen und Lebensperspektiven schaffen zu können – für das Leben “Danach”. Die Hilfen beschränken sich oft nur auf Schutzhäuser oder das „Herauskommen“, aber das genügt leider nicht. Es ist häufig so, dass Betroffene in die Ausbeutung zurückfallen, weil sie kein „Danach“ für sich finden und mit den Folgen der Ausbeutungszeit allein gelassen werden. Wir möchten mithelfen, ein „Danach“ zu schaffen.

Herzensprojekt startet ❤

Was uns ausmacht und unsere Ziele findet ihr auf unserer Homepage https://ge-stac.com/ und wie ihr uns unterstützen könnt, das erfahrt ihr hier: https://ge-stac.com/wir-suchen-dich-sie/

Menschenhandel und seine Spätfolgen – und wie jeder von euch helfen kann

Bild: In der Laserklinik nach der 1. Sitzung

Ich war das ganze Wochenende über sehr traurig. Der Grund, warum ich das mit euch teile, ist themenbezogen. Es geht darum, dass der Menschenhandel für die Betroffenen nicht aufhört, nur weil die Tat beendet ist. Das kann sich verschieden äußern. Körperliche Folgen, Traumafolgen, die Liste ist lang.

Heute wurde begonnen das Tattoo, das mein Zuhälter mir damals stechen ließ, um mich als sein Eigentum zu markieren, wegzulasern. Falls ihr neu hier seid und nicht wisst, um was es geht, hier findet ihr es: Tattoos als Eigentumsstempel. Es werden bei mir wohl mindestens 10 Sitzungen werden.

Gestern überlegte ich noch, ob ich alle Lasertermine absagen soll. Heute früh auch noch, denn am Wochenende brachte ich in Erfahrung, dass beim Weglasern von größeren Tattoos krebserregende Stoffe und andere toxische Spaltprodukte im Körper freigesetzt werden können, da die Farbteile des Tattoos mit dem Laser in unzählige kleine Teile zersprengt werden, von denen wohl viele im Körper verbleiben und sich im Lymphsystem und möglicherweise auch woanders im Körper ansiedeln. Alles noch zu wenig erforscht, um sicher sagen zu können, was das wirklich im Körper macht. Warnungen gibt es aber zahlreich.

Das Weglasern ist schmerzhafter als das Tätowieren selbst, es fühlt sich an, als würde man eine Nadel nehmen und diese im Millisekundentakt über deinen Rücken jagen. Zum Glück dauert eine Sitzung nicht so lange. Normalerweise schmiert man sich vorher eine Betäubungssalbe drüber, ich habe das nicht, weil ich es erstmal so ausprobieren wollte. Die Prozedur ist mit 10 Sitzungen oder noch mehr langwierig. Nach jedem Lasertermin braucht es 4 – 8 Wochen, damit die Haut zur Ruhe kommt, bevor man weiter lasern kann, daher wird die Zeit, bis das Tattoo weg ist, auf 1-3 Jahre angesetzt. Dazu bestehen Risiken. Und dann ist es noch nicht mal ganz sicher, dass das Tattoo auch wirklich ganz weggehen wird. Der Arzt meinte, dass es oft so ist, dass man nach der 3 oder 4 Sitzung die ersten richtig sichtbaren Ergebnisse sieht.

Die letzten 3 Tage habe ich mich damit beschäftigt, ob ich das alles wirklich möchte oder nicht doch lieber absagen soll. Der Grund, warum ich so arg zweifelte da heute hinzugehen und warum ich so traurig war ist, weil ich nicht mehr möchte, dass mein Körper aufgrund meiner Vergangenheit noch einmal leidet. Er hat so viel Schaden erlitten damals, es ist genug. Mein Körper hat mich durch all den Horror mit den Freiern getragen, unzählige und höllische Schmerzen durch die ganzen Penetrationen ausgehalten, hat mich durch den hohen Alkoholkonsum, in den schlimmsten Zeiten durch 2-3 Schachteln Zigaretten am Tag, durch meine Selbstverletzungen, durch katastrophale Ernährung und Magersucht getragen und sich bis heute wacker geschlagen. Viele Frauen, die in der Prostitution waren, hassen ihren Körper danach. Ich tue das nicht. Ich liebe meinen Körper, denn ich bin meinem Körper so extrem dankbar. Dankbar dafür, dass er noch atmet, läuft, fühlt. Dankbar, dass er nicht schlapp gemacht hat, obwohl er jahrelang mit Füßen getreten und missbraucht wurde. Wer hält sowas aus, ohne kaputt zu gehen? Mein Körper hat es ausgehalten, er ist mir heilig. Und jetzt, nachdem er das alles ausgehalten und mich da durchgetragen hat, soll ich ihm nun 1 bis 3 Jahre in monatlichen Abständen die nächsten Schmerzen und ungewissen Nebenwirkungen zufügen – wieder wegen dieser Vergangenheit? Jetzt, wo er endlich zur Ruhe gekommen ist?

Ich war traurig, weil ich diese Tattoo-Entfernung für mich persönlich durchführen muss, was bedeutet, meinen Körper erneut zu verletzen. Ich möchte mit diesem Tattoo nicht auf Dauer leben, ich möchte diese Markierung nicht mehr sehen. Ich bin niemandes Eigentum. Auch wenn ich dem Tattoo eine andere Bedeutung geben kann und das die letzten Jahre auch getan habe, so hat es trotzdem die ursprüngliche Bedeutung, die es hat. Im Sommer war ich beispielsweise Freitauchen und habe auf 5 Meter Tiefe am Boden ein paar Übungen gemacht (wie Flossen aus- und wieder anziehen), die meine Freundin mit der GoPro Kamera aufgenommen hat. Als ich die Videos sah, sah ich wieder dieses Tattoo, wieder die Vergangenheit in meiner Gegenwart, wieder die Erinnerung, dass dieser Mann mich als seinen Besitz markierte und mir sagte, das Tattoo wird dies immer zeigen, egal wo, egal wann, egal was passiere. Auf ewig seins. Das Symbol auf meinem Rücken ist ein Zeichen von Herrschaft über einen Menschen, von Machtausübung, von Fremdbestimmtheit, von Unfreiheit – um mich innerhalb des Gewaltsystems Prostitution sexuell auszubeuten. Ich möchte es nicht mehr sehen. Die Vergangenheit kann ich nicht weglasern, aber das sichtbare Zeichen meiner Unfreiheit schon.

Es tut mir leid, meinen Körper mit dem Lasereinsatz nun wieder verletzen zu müssen. Wieder wegen diesem Zuhälter. 10 Jahre später. Aber das Tattoo muss weg. Ich vertraue meinem Körper – er wird das schaffen. Und meine Seele, die sich so derart über diese Tattoo-Entfernung freut und hochglücklich darüber ist, wird ihm die nötige Kraft und Energie geben. Jede einzelne Betroffene, die solch eine Markierung von ihrem Zuhälter hat, muss für sich selbst entscheiden, wie sie damit umgeht. Dass ich es weglasern lasse, heißt auch nicht, dass ich das jedem rate, es auch zu tun. Es kommt auf eine individuelle Abwägungsentscheidung an. Wenn man sich dafür entscheidet, dann sollte man sich spezialisierte Ärzte und Ärztinnen suchen. Ich lasse die Tattoo-Entfernung in einer Laserspezialklinik von einem Arzt vornehmen. Ihr könnt euch gerne bei mir melden, wenn ihr nähere Infos haben möchtet und auch überlegt, das Tattoo eures Zuhälters weglasern zu lassen.

Das Leben, das ich heute führe, fühlt sich oft an, als stünde ich auf einem Schlachtfeld. Schlachtfeld auf der Haut, Schlachtfeld im realen Leben. Es ist ein Kampf gegen ein Milliardengeschäft, gegen dessen Manipulationen und Verharmlosungen, das allermeist Mädchen und Frauen ausbeutet. Ich bin eine Zielscheibe vieler Profiteure, denn durch mein jahrelanges Leben in der Prostitution und im Milieu weiß ich, was sie tun und was wirklich abläuft – und das wissen sie und stören sich an dem, was ich sage und „aufdecke“ sowie an meiner Reichweite, die ich mittlerweile habe. Dass ich eine Zielscheibe bin, äußert sich verschieden, Beispiele sind zahlreich vorhanden und hören nicht auf, sich anzusammeln. Manchmal habe ich Angst um meine Sicherheit. Viele Menschen verstehen nicht, dass die Prostitution in weiten Teilen von einem kriminellen Milieu geprägt ist und meine Aufklärungsarbeit über und gegen dieses Milieu nicht unbedenklich im Sinne von Gefahren für mich ist.

2016 habe ich angefangen, diesen Blog zu schreiben. Nun haben wir 2022. 6 Jahre, die oft schwierig waren. Die Gesellschaft ist in großen Teilen blind in Bezug auf das Thema Prostitution und glaubt nicht selten lieber Mythen. Das Sehen und Verstehen und Umdenken in der Gesellschaft ist in den letzten Jahren allerdings schon viel besser geworden, nach und nach, aber es ist ein schwieriger Prozess. Wer möchte auch sehen, dass beispielsweise in der schönen Nürnberger Altstadt in einer öffentlichen Straße (Frauentormauer) Frauen täglich gedemütigt, erniedrigt, ausgebeutet und ihrer Menschenwürde beraubt werden? Es passt nicht zum Stadtbild, nicht zum gefeierten „Kulturviertel“ in Nürnberg, wenn jemand ausspricht, was da wirklich stattfindet und womit der Staat am Ende auch noch Geld verdient.

Ich fühle mich oft machtlos und allein, gegen solche Verharmlosungen anzugehen, aber ich bin weder machtlos noch alleine. Der Wind dreht sich. 2022 wird ein anstrengendes Jahr, aber auch ein Kämpferisches. Ein paar Sachen und Projekte bzgl. dieses Themas hier werden richtig toll – stay tuned :=)

Ich wünsche mir für dieses Jahr, dass sich noch mehr Menschen mit vielen anderen und mir auf dieses Schlachtfeld stellen und kämpfen. Für das Richtige. Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun, auch wenn es manchmal schwer und unbequem ist. Auszusprechen, was Prostitution in der Masse wirklich ist, wie gefährlich und gewaltbelastet dieses Milieu wirklich ist, ist nicht immer leicht und nicht selten mit Unannehmlichkeiten verbunden, mit Anfeindungen durch die Sexindustrie, die den Verlust ihres Profits fürchtet, und durch die Leute, die auf deren Lügen und Manipulationen hereinfallen.

Ich wünsche mir für dieses Jahr noch mehr Menschen, die dort Widerstand leisten, wo wir ihn benötigen. Die dort helfen zu verändern, wo sie es können. Sei das im privaten oder im beruflichen Alltag oder im ehrenamtlichen Engagement. Jede und jeder von uns kann etwas tun und aufklären. Ich wünsche mir Menschen, die aussprechen, dass Prostitution gefährlich, kriminalitäts- und gewaltbelastet ist, dass sie nur in einer sehr geringen Minderheit selbstbestimmt stattfindet, wobei die Zwänge vielfältig und auch subtil sein können.

Ich wünsche mir Menschen, die stark genug sind, diese Wahrheiten auszusprechen und auch zu verteidigen, anstatt zu sagen: hier ist alles ok.

Danke an dieser Stelle auch an Sabine Constabel und Sisters e.V., die mir die Last, wieder wegen meines Zuhälters leiden zu müssen und das 10 Jahre nach der Ausbeutung, wenigstens in finanzieller Hinsicht abnehmen und die Kosten der Tattoo-Entfernung übernehmen. Wenn ihr etwas Gutes tun möchtet, spendet gerne an Sisters e.V., bei denen ich auch Mitglied bin. Sie unterstützen viele betroffene Frauen und helfen mir auch, betroffene Frauen zu unterstützen, wenn diese sich an mich wenden. Es gibt wenige selbstlose Menschen, die einfach nur helfen, weil es ihnen vom Herzen her wichtig ist. Sabine ist so ein Mensch. Danke Sabine, dass du kontinuierlich und schon so lange für uns alle da bist und gemeinsam mit uns auf diesem Schlachtfeld stehst.

Es ist schön, um Menschen zu wissen, die mit und neben einem für diese gute Sache kämpfen.

Menschenhandel und Trauma-Bonding

Ich habe in zwei Beiträgen bereits explizit über Trauma-Bonding (Trauma-Bindung/traumatische Bindung) im Bereich Menschenhandel geschrieben*, auf der Konferenz der KAS, GGMH und OSCE (ODIHR) am 24.06.2021 habe ich darüber gesprochen (das Video verlinke ich unten) und stelle den Text darüber hier online. Das Thema Trauma-Bonding muss zwingend alle Menschen erreichen, die in diesem Bereich arbeiten, die Gesetze machen, die sich um Betroffene kümmern und vor allem in der Strafverfolgung arbeiten. Hier in Deutschland wird darüber nahezu überhaupt nicht gesprochen. Das ist fatal. Bitte sprecht darüber, klärt darüber auf, nehmt euch diesem Thema an, denn es betrifft so unglaublich viele Betroffene von Menschenhandel. Um ihnen helfen zu können, ist es wichtig, dieses Thema zu verstehen.

Ein sehr wichtiger Schlüsselfaktor, den es bei den nationalen Rechtsrahmen und insbesondere deren Umsetzung zu beachten gilt, ist das Verständnis der verschiedenen Formen des Menschenhandels, der Mechanismen und die Identifizierung von Opfern, was insbesondere auch das Verständnis der individuellen Opfer-Täter-Beziehung bedeutet, die häufig existiert, aber oft nicht gesehen wird. Es gibt verschiedene Formen des Menschenhandels, aber wenn es um den Menschenhandel in Form der Loverboy-Methode geht, „Romeo-Trafficking“, wenn der Menschenhändler der Partner ist, die Familie ist, was sehr oft vorkommt, müssen wir über Trauma-Bonding sprechen.

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Bericht der OSZE – Komplexe Täterbindungen im Bereich Menschenhandel verstehen

Es gibt einen sehr guten, kürzlich erschienenen, Report von der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa). Er handelt u.a. ebenfalls, passend zu meinem letzten Beitrag über Trauma Bonding, über komplexe Täterbindungen im Bereich Menschenhandel, die zu erkennen und zu durchdringen wichtig sind. Auf der einen Seite, um den Betroffenen da raus zu helfen, und auf der anderen Seite für eine effektive und erfolgreiche Strafverfolgung und Verurteilung.

Folgend Auszüge von diesem enorm wichtigen Bericht:

Gender and the victim/trafficker relationship


In THB cases, the relationship between the victim and the trafficker may be complex. It may involve trauma bonding, familial ties and romantic relationships, and also violence, fear and manipulation. Exploring the trafficking history and, in particular, the gender dynamics of the victim/trafficker relationship is essential for law enforcement to understand the strategies used by the trafficker to exert power and control over the victim, as well as to identify any impediments to the victim cooperating with law enforcement. This can help answer a common question that comes to mind when the criminal justice system faces a victim: “Why didn’t you just run away?” The UN Special Rapporteur on trafficking in persons has underlined that the power imbalance used by traffickers to impose exploitative conditions “has a strong gender component, as women and girls are subject to intersecting discrimination as a consequence of patriarchal social norms.” Understanding the complexity and nature of victim–perpetrator relationships will also make it easier for law enforcement to comprehend a victim’s behaviour, which is sometimes aimed at protecting their trafficker at their own expense.

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